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Weltnierentag: Lebensqualität mit einer Nierenerkrankung in Pandemie-Zeiten?

11.03.2021 Autor: Prof. Dr. Werner Kleophas

Jedes Jahr findet am zweiten Donnerstag im März der Weltnierentag statt, ein weltweiter Aktionstag, um auf die Situation der Menschen mit Nierenerkrankungen aufmerksam zu machen. Zahlreiche DaVita Zentren in ganz Deutschland beteiligen sich seit Jahren mit dem Ziel, das Bewusstsein für Nierenerkrankungen zu schärfen.

Die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie (DGfN) hat den Weltnierentag 2021 unter den Leitgedanken gestellt:

„Lebensqualität mit einer Nierenerkrankung in Pandemie-Zeiten?“

Mit diesem Gedanken stellt sich zunächst die generelle Frage nach der Lebensqualität von Patient*innen mit schwerer Nierenerkrankung, die mindestens 3 x pro Woche für jeweils 4 Stunden mit der Künstlichen Niere behandelt werden müssen. Dies betrifft in Deutschland etwa 80.000 – 90.000 Menschen. Zudem wird die Frage zu der speziellen Situation dieser Patient*innen in der gegenwärtigen Corona-Pandemie aufgeworfen.

Wir sind alle dankbar für die Behandlungsmöglichkeiten, die heute nierenkranken Patient*innen zur Verfügung gestellt werden können. Die Dialyse ist eine Routinebehandlung geworden, dennoch stehen bei kaum einer anderen chronischen Erkrankung die Begriffe „Routine“ und „Normal“ so eng mit einer Lebenssituation zusammen, die viel von den betroffenen Menschen abverlangt und die täglich mit dem Risiko gesundheitlicher Probleme belastet ist. Trotzdem stehen diese Menschen mitten im Leben, sind oft berufstätig und nehmen teil an gesellschaftlichen Aktivitäten. Die Schaffung einer Lebensnormalität und –qualität ist daher ein wichtiges Therapieziel.

Dialyse in Zeiten der Corona-Pandemie

Die spezielle Situation in der gegenwärtigen Corona-Pandemie ist dadurch geprägt, dass Patient*innen keine Möglichkeit zur Selbstisolation haben. Das Dialysezentrum hat höchste Hygienestandards und es werden Reihentestungen von Patient*innen und Dialysepersonal durchgeführt. Dennoch lässt sich enger Kontakt nicht vermeiden, nicht im Zentrum und nicht während der 6 Fahrten, die jede Woche auf dem Weg zur und von der Dialyse absolviert werden müssen. Deshalb kommen Corona-Infektionen auch bei Dialysepatient*innen immer wieder vor. Dabei ist besonders hervorzuheben, dass diese Patient*innen die bei weitem höchste vulnerable Patientengruppe darstellen.

Sie haben ein höheres oder zumindest ähnlich hohes Risiko, einen komplizierten Verlauf einer Corona-Infektion zu erleiden, wie Personen über 80 Jahre. Laut internationalen Studien verläuft leider bei jedem 5. Dialysepatienten die Corona-Infektion tödlich.

Wir freuen uns sehr darüber, dass Menschen mit chronischen Nierenerkrankungen nun priorisiert geimpft werden sollen und dass das Dialysepersonal in weiten Teilen Deutschlands mittlerweile geimpft werden darf. Dennoch möchten wir heute am Weltnierentag darauf hinweisen, dass aufgrund des besonders hohen Risikos der Patient*innen, die Dialysepatient*innen nun unbedingt schneller und bevorzugter geimpft werden sollten.